Curriculum Basiskompetenz Gruppe

09.01.2019

Die Arbeit in einer therapeutischen Institution ist grundsätzlich eine Gruppenarbeit in verschiedenen Settings und zu verschiedenen Zwecke. Die Gruppentherapie ist eine wirksame und effiziente Methode Patienten zu behandeln. Die Arbeit in einer Institution schliesst auch die Teilnahme an anderen Gruppen ein (Fallkonferenzen, Supervision, Stationsversammlung) und ist eingebettet im übergeordneten Kontext der Organisation. Ein spezifisches Angebot ("Basiskompetenz Gruppentherapie"), jenseits einer zeitaufwendigen Ausbildung und zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter erleichtert den Einstieg in die therapeutische Gruppenarbeit und erweitert das Verständnis für Gruppenprozesse am Arbeitsplatz.

Das sechstägige Curriculum (à jeweils 4 Doppelstunden) besteht aus 18 Theorieeinheiten einschließlich Übungen, 3 Einheiten Fallsupervision und 3 Einheiten mit Selbsterfahrungscharakter.

Der Kursleiter ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und zertifizierter Gruppenanalytiker und Balint-Gruppen-Leiter. Er verfügt über therapeutische und Leitungserfahrung im institutionellen Kontext, über Unterrichtserfahrung (Lehrtätigkeit an der Frankfurt University of Applied Sciences), sowie als Referent auf internationalen Tagungen und Leiter von Diskussionsgruppen.

Der Kurs wird ab 8 Teilnehmer in den interessierten Institutionen durchgeführt.

Tag 1:

  1. Einführung in das Thema: Vorstellung der Teilnehmer, Erwartungen, Befürchtungen, persönlicher Beitrag.
  2. Stationäre Behandlungsmodelle in der Gruppe: geschichtliches, integratives Modell, Interventionsebenen.
  3. Das Innenleben der therapeutischen Institution, das Container-contained-Modell, Grundannahmen vs. Arbeitsgruppen.
  4. Fallkonferenz (1): der Parallelprozess in der Fallberatung, Intervision und Supervision. Theoretische Einführung und Fallvorstellung aus dem Kreis der Teilnehmer.

Tag 2:

  1. Gruppenmerkmale (1): die Struktur - offen vs. geschlossen, homogen vs. heterogen, Klein-, mittelgrosse und Grossgruppen.
  2. Fallvignette und Übung (1): neue Gruppenteilnehmer.
  3. Gruppenmerkmale (2): der Prozess - Resonanz, Spiegelung, Valenz, Kondensation und Amplifikation.
  4. Berufsfokussierte Selbsterfahrung (1). Das Wechselspiel von Omnipotenz und Ohnmacht.

Tag 3:

  1. Gruppenmerkmale (3): der Inhalt - Monolog, Dialog und Konversation, Symbole und Metaphern, sowie die Funktion des Schweigens in der Gruppe.
  2. "Beziehungsstörungen" in der Gruppe: der "hilflose", der "selbstlose", der "Sündenbock" und der "marginalisierte".
  3. Fallvignette und Übung (2): Zu-Spät- und Nicht-Kommen in der Gruppe.
  4. Fallkonferenz (2): das Balint-Gruppen-Modell. Theoretische Einführung und Fallvorstellung aus dem Kreis der Teilnehmer.

Tag 4:

  1. Interventionen des Gruppenleiters und Umgang mit "schwierigen" Situationen (1). Die Arbeit it der Gruppenstruktur.
  2. Interventionen des Gruppenleiters und Umgang mit "schwierigen" Situationen (2). Die Arbeit am Prozess.
  3. Interventionen des Gruppenleiters und Umgang mit "schwierigen" Situationen (3). Die Arbeit mit dem Inhalt.
  4. Berufsfokussierte Selbsterfahrung (2). Das Wechselspiel zwischen der persönlichen und der beruflichen Identität.

Tag 5:

  1. Wirkfaktoren der Gruppentherapie und Evaluationsforschung. Evaluationsinstrumente im klinischen Alltag.
  2. Widerstände in der Gruppe: Pseudo-Verbundenheit, Gruppenutopie und "institutionaliserte" Gruppen, Gegenwehr, Aufstand und Verweigerung.
  3. Das mentalisierungsbasierte Modell in der Gruppenarbeit.
  4. Fallkonferenz (3): das 4-Stufen-Modell. Theoretische Einführung und Fallvorstellung aus dem Kreis der Teilnehmer.

Tag 6:

  1. Berufsfokussierte Selbsterfahrung (3). Die soziale Traummatrix.
  2. Fallvignette und Übung (3): Abschied von der Gruppe.
  3. Mentalisierungsbasierte Psychoedukation: Vorstellung einer manualisierten Kurzgruppenherapie.
  4. Evaluation (fish bowl).